Rot
Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte man Rikako bereits aus dem benachbarten Raum fluchen hören können. Hinter der angelehnten, festgewachsenen Tür schien sich eine Art Büro und Labor der Frau zu befinden. Fassungslos starrte sie auf das Chaos an, das die Dornen hier angerichtet hatten. Verschiedene Gläser und Phiolen waren zu Boden gestürzt und zersprungen; Pillen waren verschüttet worden; Arzneimittel und Chemikalien verschüttet. Das einzige, was Rikakos Lippen entkam, war ein einziger, verzweifelter Wutschrei, ehe sie sich daran machte, das Beste aus der Situation zu machen. Trotz Unordnung wusste sie, was sie brauchte, und wo es zu finden war. Suchend glitt ihr Blick über die noch heil gebliebenen verschraubten Fläschchen, die noch fein säuberlich angeordnet in einem schief stehenden Regal standen. Mullbinden wurden aus einer eigenhändig eingebauten Schublade herausgefischt. Nach und nach pickte sich die Frau tapfer ihr Material für die bevorstehenden Verarztungen heraus und achtete penibel darauf, dass es ungeöffnet und sauber war.
Es war für Renji vermutlich schwierig abzuschätzen, wie lange die Ärztin in ihrem Labor herumgegeistert hatte, doch letzten Endes erschien sie mit einem finsteren Gesichtsausdruck in der Tür und musterte zuerst Riley, dann den Telekineten. In ihren Händen hielt sie nicht viel: eine kleine Flasche Desinfektionsmittel, mehrere kleine Rollen Mullbinden, Verbände und anderen Krempel, der nicht gerade hilfreich aussah. Wollte sie damit etwa Rileys Wunde verschließen?
Rikako rechnete damit, dass Renji sich die gleiche Frage stellen würde. Sie lehnte immer noch an dem Türrahmen, als sie die Augen schloss und resigniert seufzte. Widerstrebend löste sie sich aus ihrer Starre und schritt auf die beiden Verletzten zu. „Ich hoffe, du kannst mit dem Ausdruck ‚die sieben Leben einer Katze’ was anfangen, Mover-kun.“ Die Lilahaarige legte ihre Mitbringsel auf das leere, freie Bett und musterte Renji im Anschluss für einen Moment weiterhin abschätzend. Ungerührt begann sie, Riley mit einer Handvoll Elektroden zu bekleben, die scheinbar drahtlos mit einem Kardiogramm irgendwo im Raum verbunden waren. Aus der Brusttasche ihres Hemdes fischte sie eine noch verpackte Einwegspritze heraus. In ihrer anderen Hand wurde noch ein einzelnes Fläschchen sichtbar, was sie wohl nicht mit dem Rest der Sachen auf dem Bett abgelegt hatte. Mit routinierten Handgriffen fügte sie die Spritze zusammen und stach damit durch den Papierverschluss des gläsernen Fläschchens, welches mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt war. „Ich werde dir nichts vormachen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Katze hier überhaupt noch eines ihrer Leben übrig hat, von vermutlich zweien oder drei.“, gab die Frau nüchtern zu und wandte sich der blutleeren Gestalt auf dem Bett hin. „Hilf mir mal, ihn anzuheben. Vorsicht.“ Sacht legte sie ihre freie Hand auf den Kopf des Caniscapers und hielt ihn zu sich gezogen, damit er nicht zurückfiel, wenn Renji dessen Oberkörper anhob. Mit der Hand, in der sie die silbrige Spritze hielt, deutete sie mit einer Geste an, wie Renji ihr helfen sollte. Dass er still befolgte, was sie ihm sagte, war ihr nur recht. Unversehens injizierte sie die silbrige Substanz in den Nacken des Jungen, ehe sie Renji andeutete, ihn wieder sinken zu lassen.
Nachdem die Frau ihr Werk an dem toten Caniscaper vollendet hatte, hatte sie zwischen den Mullbinden ein kleines Gerät hervorgeholt, was entfernt an einen handtellergroßen Touchscreen erinnerte. Mit wenigen Fingerbewegungen bediente sie das Teil und brachte eine dünne, grüne Linie auf dem schwarzen Bildschirm zum Vorschein. Das Kardiogramm stellte sie wortlos auf dem kristallenen Schränkchen neben Renji ab, dort, wo man es gut im Blick hatte. Bei dem Toten schien die Wirkung der Spritze noch auf sich warten zu lassen.
„Lass dich mal ansehen.“ Rikakos violette Augen hatten Renjis Verbände an seiner Brust erfasst. An einigen Stellen hatten sie sich rot verfärbt, kein gutes Zeichen in den Augen der Ärztin. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen, um sich die Wunden darunter besser ansehen zu können. Ihr Gesicht blieb weiterhin so unberührt wie eh und je. Das hier war etwas, womit sie schon häufiger zu tun bekommen hatte.
Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte man Rikako bereits aus dem benachbarten Raum fluchen hören können. Hinter der angelehnten, festgewachsenen Tür schien sich eine Art Büro und Labor der Frau zu befinden. Fassungslos starrte sie auf das Chaos an, das die Dornen hier angerichtet hatten. Verschiedene Gläser und Phiolen waren zu Boden gestürzt und zersprungen; Pillen waren verschüttet worden; Arzneimittel und Chemikalien verschüttet. Das einzige, was Rikakos Lippen entkam, war ein einziger, verzweifelter Wutschrei, ehe sie sich daran machte, das Beste aus der Situation zu machen. Trotz Unordnung wusste sie, was sie brauchte, und wo es zu finden war. Suchend glitt ihr Blick über die noch heil gebliebenen verschraubten Fläschchen, die noch fein säuberlich angeordnet in einem schief stehenden Regal standen. Mullbinden wurden aus einer eigenhändig eingebauten Schublade herausgefischt. Nach und nach pickte sich die Frau tapfer ihr Material für die bevorstehenden Verarztungen heraus und achtete penibel darauf, dass es ungeöffnet und sauber war.
Es war für Renji vermutlich schwierig abzuschätzen, wie lange die Ärztin in ihrem Labor herumgegeistert hatte, doch letzten Endes erschien sie mit einem finsteren Gesichtsausdruck in der Tür und musterte zuerst Riley, dann den Telekineten. In ihren Händen hielt sie nicht viel: eine kleine Flasche Desinfektionsmittel, mehrere kleine Rollen Mullbinden, Verbände und anderen Krempel, der nicht gerade hilfreich aussah. Wollte sie damit etwa Rileys Wunde verschließen?
Rikako rechnete damit, dass Renji sich die gleiche Frage stellen würde. Sie lehnte immer noch an dem Türrahmen, als sie die Augen schloss und resigniert seufzte. Widerstrebend löste sie sich aus ihrer Starre und schritt auf die beiden Verletzten zu. „Ich hoffe, du kannst mit dem Ausdruck ‚die sieben Leben einer Katze’ was anfangen, Mover-kun.“ Die Lilahaarige legte ihre Mitbringsel auf das leere, freie Bett und musterte Renji im Anschluss für einen Moment weiterhin abschätzend. Ungerührt begann sie, Riley mit einer Handvoll Elektroden zu bekleben, die scheinbar drahtlos mit einem Kardiogramm irgendwo im Raum verbunden waren. Aus der Brusttasche ihres Hemdes fischte sie eine noch verpackte Einwegspritze heraus. In ihrer anderen Hand wurde noch ein einzelnes Fläschchen sichtbar, was sie wohl nicht mit dem Rest der Sachen auf dem Bett abgelegt hatte. Mit routinierten Handgriffen fügte sie die Spritze zusammen und stach damit durch den Papierverschluss des gläsernen Fläschchens, welches mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt war. „Ich werde dir nichts vormachen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Katze hier überhaupt noch eines ihrer Leben übrig hat, von vermutlich zweien oder drei.“, gab die Frau nüchtern zu und wandte sich der blutleeren Gestalt auf dem Bett hin. „Hilf mir mal, ihn anzuheben. Vorsicht.“ Sacht legte sie ihre freie Hand auf den Kopf des Caniscapers und hielt ihn zu sich gezogen, damit er nicht zurückfiel, wenn Renji dessen Oberkörper anhob. Mit der Hand, in der sie die silbrige Spritze hielt, deutete sie mit einer Geste an, wie Renji ihr helfen sollte. Dass er still befolgte, was sie ihm sagte, war ihr nur recht. Unversehens injizierte sie die silbrige Substanz in den Nacken des Jungen, ehe sie Renji andeutete, ihn wieder sinken zu lassen.
Nachdem die Frau ihr Werk an dem toten Caniscaper vollendet hatte, hatte sie zwischen den Mullbinden ein kleines Gerät hervorgeholt, was entfernt an einen handtellergroßen Touchscreen erinnerte. Mit wenigen Fingerbewegungen bediente sie das Teil und brachte eine dünne, grüne Linie auf dem schwarzen Bildschirm zum Vorschein. Das Kardiogramm stellte sie wortlos auf dem kristallenen Schränkchen neben Renji ab, dort, wo man es gut im Blick hatte. Bei dem Toten schien die Wirkung der Spritze noch auf sich warten zu lassen.
„Lass dich mal ansehen.“ Rikakos violette Augen hatten Renjis Verbände an seiner Brust erfasst. An einigen Stellen hatten sie sich rot verfärbt, kein gutes Zeichen in den Augen der Ärztin. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen, um sich die Wunden darunter besser ansehen zu können. Ihr Gesicht blieb weiterhin so unberührt wie eh und je. Das hier war etwas, womit sie schon häufiger zu tun bekommen hatte.