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Denkmalschutz - Fluch oder Segen
Beitrag: #1
vom - Denkmalschutz - Fluch oder Segen
Huhu ^^

Da ich gerade irgendwie nicht so richtig ins Arbeiten reinkomme macht sich mein Gehirn selbstständig und denkt über alles mögliche nach.

In diesem Fall, ein Thema was mir immer öfters begegnet, der Denkmalschutz, für alle die damit nichts anfangen können, dass sind gebäude, die aufgrund ihres Alters oder speziellen Architektur geschützt sind und dessen Aussenwände (in seltenen Fällen auch Innen) gar nicht oder nur durch spezielle Auflagen verändert werden dürfen. Das problem an der sache ist, dass Städte oder Kommunen den Denkmalschutz recht willkürlich verhängen können und daher meist 10% der gesamten Städte unter Schutz stehen, als Begründung reicht schon, dass man das Stadtbild beibehalten will.

Nun sind mir 3 Probleme aufgefallen:

Problemfall A)
Das Gebäude X wurde 1910 gebaut, es hat weder Wärmedämmung noch ist die Fasadensubstanz noch intakt, es bröckelt, hat Risse und sieht nun ja alt aus. Eine Renovierung und Sanierung der Fasade würde 80.000€ kosten, nun steht dieses Gebäude allerdings unter Denkmalschutz, was eine Wärmedämmung im Aussenbereich aufgrund der Veränderung unmöglich macht. Hier würde nur eine Innendämmung in Frage kommen, welche die Räume allerdings um 20cm kleiner werden lässt. Auch die Erneuerung der Aussenwand wäre hier mit besonderen Auflagen belegt, weshalb nur bestimmte extra hergestellte Farbtöne und eine spezielle Bausubstanz (der ursprunglich verwendeten ähnlichen) verwendet werden dürfen. Daher kostet die Renovuierung ohne Dämmung nun 170.000€.

Fazit: Das Gebäude steht leer und wird binnen der nächsten 20 Jahre von alleine Einstürzen, bis dahin verschandelt es das Stadtbild.

Problemfall B)
Ein ganzer Stadtteil steht unter Denkmalschutz, in meinem Fall Bottrop Wellheim (die Gartenstadt) da man das Stadtbild beibehalten will. (Es handelt sich dabei um ein richtiges Clonedorf, jedes Haus sieht aus wie das andere, man hat dort wirklich Null Inovation.) Nun sind das alles Eigentumshäuser und jeder von ihnen hat einen Katalog von knapp 300 Seiten mit Vorlagen was er alles machen darf, also zum Beispiel aus welchen Holz die Eingangstür zu sein hat, oder welche Dachziegel, von welcher marke er verwenden darf.

Fazit: Würdet ihr euch Eigentum erwerben, wenn ihr dort weniger Rechte habt, als mancher Mieter in einer Mietwohnung? Wo ist denn da bitte der Sinn?

Problemfall C)
Ein Weltkriegsbunker steht Mitten auf einen Platz, der für Märkte zur verfügung steht. Seid jeher bemüht man sich diesen häßlichen Klotz weg zu bekommen, allerdings meint die Stadt, dass er zum Stadtbild gehört und aufgrund seines Alters unter Schutz steht.

Fazit: Hier blockiert ein altes marodes ungenutztes gebäude plätze, die man verpachten, vermieten oder anders nutzen könnte und kostet nebenbei der Stadt noch Geld. (ja... wir haben es ja massig....)


Meiner Meinung nach ist neu eh immer besser und man soll den alten nicht nachschauen oder nachtrauern, sondern Platz schaffen für neue Ideen und Generationen, daher bin ich ein absoluter Gegner des Denkmalschutzes, da er in den meisten Fällen zu willkürlich gesetzt wird und vielen guten Dingen im Wege steht.

Grüße
Iruini

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Beitrag: #2
vom - RE: Denkmalschutz - Fluch oder Segen
Interessanter Gedanke, ich muss sagen damit hab ich mich nie beschäftigt, da es mich in der umgebung nicht betrifft aber jetzt wo ich es so lese stimme ich dir ziemlich zu. Nur eine Aussage sehe ich anders:
Neu ist nicht immer besser, viele neue dinge sind dreck.
Auch im bezug auf Häuser sind viele neue sachen hässlich und oft billiger gebaut auf kosten der Mieter die dann später drin wohnen weil der bauherr/eigentümer auch spart. (Besser sind aber auf jeden fall kunststofffenster, neuere heizsysteme und sowas, dinge die es vor 100 jahren nich gab)
Trotzdem würde ich mich als gegner des denkmalschutzes betrachten da ich deine 3 Problemstellungen eigentlich genauso betrachte.

Es ist schon echter schwachsinn der hier nichtmal zuendegedacht wird von der betroffenen stadt. ich verstehe den gedanken des denkmalschutzes, aber er wird völlig verkehrt praktiziert.

Was das geld angeht:
Wer ein haus unter denkmalschutz besitzt der wird vom staat/ der stadt subventioniert um die instandhaltung der fassade zu gewährleisten, daher gibt es leute die es anstreben denkmalschutz zu erhalten weil sie geld einstecken. (es soll sogar anwälte geben die das empfehlen um bei eigentum noch geld rauszuholen...)
aber auch der gedanke ist nicht zuende gedacht, da sie eben ihre rechte verlieren das haus zu verändern. hier wird der denkmalschutz also oft auch noch ausgenutzt, das geld kassiert und die fassade eben nicht renoviert, das haus zerfällt trotzdem.
nicht zuvergessen:
ein haus das renoviert WIRD, bei dem man aber nur das vorgegebene material nutzen darf (bestes beispiel kölner dom, die dürfen nur diesen sandstein nehmen) so ein haus wird für immer eine baustelle sein und nie wieder ohne gerüst alleine stehen. wenn eine ecke fertig ist bröckelt die nächste weg, ein geldfressendes schwarzes loch also...

das war mein wort zum donnerstag ich leg mich wieder hin, gute nacht X_X -> migräne

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Beitrag: #3
vom - RE: Denkmalschutz - Fluch oder Segen
Ich denke wie bei vielen Themen kann man hier nicht "nur" Schwarz und Weiß malen.

Da ich in einer historischen Stadt (Nürnberg) aufgewachsen bin in der viele Gebäude sind die gut gern mal 800 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben (Nürnberg wurde erstmals 1050 urkundlich erwähnt), seh ich das Thema nicht so negativ. Wir haben hier etliche historische Gebäude darunter eine Burg, eine noch fast vollständig erhaltene Stadtmauer, mehrere im Stil der Gotik erbauten Kirchen usw. Wenn da jemand anfangen würde diese nicht unter Beachtung des Deckmalschutzes zu sanieren oder gar abzureisen um "Platz für neues" zu machen dann gäbe es hier einen Aufschrei ^^'

Ich denke man muss hier differenzieren ... und sinnvoll entscheiden was alles unter Denkmalschutz gestellt wird. Ich bin nicht der Meinung das man hier pauschal sagen sollte alles was älter als x ist. Sondern man muss sinnvoll abwägen. Historische Gebäude die wirklich mehrere hundert Jahre alt sind und von wichtiger geschichtlicher Bedeutung sind, quasi das kulturelle Erbe einer Stadt/Land etc wiederspiegeln, gehören für mich unter Denkmalschutz (meist ist hier aber sowieso der Stadt/Land/Bund der Eigner).

Ansonsten stimme ich Ai-chan zu ... wenn ich ein entsprechend altes unter denkmalschutzstehendes Objekt erwerbe dann muss ich eben damit rechnen das ich mehr Geld rein stecken muss und eben nicht alle Freiheiten habe. Daher bin ich eher pro Denkmalschutz.

Man muss mit dem Mittel Denkmalschutz aber halt auch vernünftig umgehen, und ich denk da übertreiben es gern mal einige Kommunen bzw. Zweckentfremden den Denkmalschutz für allerlei andere Zwecke für die er nicht gedacht ist. Und dann entsteht (wie bei jedem anderen Mittel auch das man "falsch" gebraucht) natürlich Unmut.

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Beitrag: #4
vom - RE: Denkmalschutz - Fluch oder Segen
@Power, was Burgen, anitke Mauern oder Kirchen angeht, bin ich vollkommen deiner Meinung, mir geht es mehr um Wohngebäude oder irgendwelche Schandflecken...

Nehmen wir mein Beispiel mit dem Stadtteil, mein Gott die haben nen eigenen Wiki eintrag +_+ ich sterbe....
http://de.wikipedia.org/wiki/Gartenstadt_Welheim
Was soll daran bitte Schützenswert sein? Das ist ne normale Wohngegend, wie es tausende gibt, nur dass die zechengebäude hier alle renoviert wurden und danach geschützt wurden? Also das ist meiner Meinung nach weder ne antike Burg noch ein Kölner Dom....

OK, mein Bunkerbeispiel kann vielleicht von der größe mit ner Kirche mithalten, aber mit der begründung "er solle als Mahnmal und erinnerung an den Krieg ins Stadtbild integriert werden" ist bei so einen häßlichen Gebäude nicht haltbar

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Beitrag: #5
vom - RE: Denkmalschutz - Fluch oder Segen
Ja ich sagte ja man muss gründlich Abwegen ... meine Beispiele mit Brugen, Schlösser etc kamen in ersterlinie ja auch nur als gegenargument zu deiner Aussage "bin ich ein absoluter Gegner des Denkmalschutzes".

Zu deiner Wohnsiedlung ja ... ich seh das grad hier vor der Haustür wie das aussieht ... ich wohn in einer netten kleinen Reihenhaussiedlung mit großem "Innenhof" (der eine verkehrsberuhigte Zone ist, zugleich aber die einzige Zufahrt zu den Häusern darstellt). Das sind hier grob geschätzt 30 Häuser die alle nach der gleichen Bauart errichtet wurden und daher optisch nahezu Identisch sind (kleiner Abweichungen gibts nur bei den Eckhäusern). Nach über 25 Jahren die die nun schon stehen sind sie halt aber auch langsam Sanierungsbedürftig ... und jeder Eigentümer (sind alles Einfamilien-Reihenhäuser) fängt jetzt so an vor sich hin zu renovieren ... alle Häuser hatten mal eine sehr hell beige Farbe und ein alt-braun-dunkelröttliches-Dach. Mittlerweile haben wir hier einen Nachbarn der sein Reihenendhaus in Baby-Blau neu verputzt hat, ein anderer hat sein Reihenmittelhaus in einem kräftigen Farbton, der irgendwas von beige bis rosa hat, neu anstreichen lassen der dritte hat ein Silberfarbenes neues Dach drauf ... naja ... kann man jetzt drüber streiten ... aber ich hätte mir da etwas engere Vorgaben gewünscht ... muss ja nicht alles 100% geregelt werden aber so totale Aussetzer wie Baby-Blau? ... hätten nicht sein müssen finde ich ^^'' Von daher kann ich die Motivation hinter dem Beschluss der Stadt bei deiner Clone-Siedlung verstehen ^^''

Was deinen Bunker betrifft ... da hast du völlig recht ... sowas ist reichlich fragwürdig ... ich mein gut wir haben hier in Nünberg auch das Reichsparteitagsgelände als Überbleibsel aus der NS-Zeit ... aber das wird entsprechend genutzt ... die Aufmarsch-"Straße" dient heute als Festplatz für Volksfeste oder Zirkusse (das ist tatsächlich die Mehrzahl von Zirkus habs grad gegoogelt ^^'') andere Teile wurden zu Freilicht-Bühnen umgewandelt und dienen für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen als Kulisse, bzw. wurden zu Museen und Mahnmalen umgebaut wie dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Dann sehe ich das auch wieder als sinnvoll an aber ihn wie in deinem Fall einfach vor sich hin verroten zu lassen ist natürlich nicht zielführend.

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