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Hier meine neue Fanfic an der nur Tyranitar schuld ist xD
Rechtschreibfehler gern ignorieren, ich hab da diesmal net so drauf geachtet ^^"
Kommis: http://www.raupyboard.de/showthread.php?tid=8779
Kapitel 1:
Ich trat wie jeden Morgen vor den Spiegel um meine Haare zu kämmen, als plötzlich der Boden unter meinen Füßen verschwand! Ich konnte kaum überlegen, was da mit mir geschah, denn schon nach einer Sekunde landete ich unsanft wieder auf dem Boden, allerdings an einem völlig anderen Platzt als unserem Badezimmer. Ich befand mich direkt vor einer großen Tür, in der irgendetwas eingebaut warm was verdammt lebendig aussah. Zu meinem Schreck lebte es wirklich, denn als ich über die spitzen weißen Zähne strich öffnete es die Augen und ich konnte meine Finger gerade noch retten, sonst wären sie aufgespießt worden.
"Willkommen in Mariposnien, Prinzessin der Schmetterlinge.", sagte das merkwürdige Wesen und hüpfte aus der Tür hinaus. Ich sah, dass es sich in einem maßgeschneiderten Loch befunden hatte, durch das man nun in einen riesigen Raum schauen konnte. Ich schielte neugierig über seine Schulter hinweg und ignorierte, was er eben gesagt hatte. Das Wesen schien zu merken, dass er nicht meine volle Aufmerksamkeit hatte und griff zu einer Holzplatte, die er in das Loch einsetzte. „Du bist also unsere neue Prizessin, soso.“, murmelte er. „Ich bin Tyranitar, der einzige Tyr, den du hier im Palast finden wirst, aber nun trete ein!“, sagte er stolz und öffnete die Tür. Ich warf vorsichtig einen Blick in den riesigen Raum. Vor mir befand sich ein unglaublich großer Kleiderschrank, ich dem sich wohl mehr Kleider befanden als ich in meinem gesammten vorherigen Leben insgesamt besessen hatte."Komm schon, zieh eins an!" Ich schaute den Tyr verwirrt an, der sich nun, etwas widerwillig, knallige Sticker auf die Augen klebte. "Aber beeil dich bitte, ich hasse es, nichts zu sehen!" Immernoch irritiert begann ich, mir ein Kleid auszusuchen. Nach einer halben Stunde hatte ich mich für ein hellblaues Seidenkleid entschieden. Ich zog es an und erkannte mich im riesigen Spiegel kaum wieder. "Kann ich die Kleber jetzt abnehmen?", knurrte der Tyr. Nachdem auf mein Nicken keine Reaktion folgte sagte ich "Ja." und er löste knurrend die Kleber. Er schaute mich an und schüttelte unzufrieden den Kopf. "Bist du fertig?" Ich nickte und Tyra schüttelte nur mahnend den Kopf. Er haute auf eine Glocke an der Wand und sofort erschienen drei Mädchen, die bei den Stichworten "Haare, Schuhe und Schmuck" sofort loseilten. Nach 30 Minuten waren sie fertig und nun erkannte ich mich gar nicht mehr wieder. Ich war komplett neu gestylt! Der Tyr riss mich aus meinen Träumen in dem er mich zu sich bat und vorsichtig seine Hände auf meinen Kopf legte. "Das könnte jetzt etwas verwirrend werden, ich muss dir Mariposnerisch beibringen!" Wie ein Blitz durchfuhr mich das Wissen. Ich sollte nun fließend Mariposnerisch sprechen können, die Amtssprache meines Landes!
Der Rest der Erzählung ist im Original in Mariposnerisch, ich habe ihn mal übersetzt ins Deutsche. Verzeiht, wenn ich einige Worte vergessen hab.
Der Tyr drückte mir eine Rolle Papier in die Hand und forderte mich auf, sie auszurollen. Vor mir breitete sich eine meterlange Papierschlange mit verwirrenden Zeichen aus, die ich aber dank einer zweiten Wissensübertragung auch schnell verstehen konnte. Tyra erklärte mir, dass ich eine Rede halten sollte.
"Warum ich?" Ich hatte viele Fragen: Wie bin ich hier hergekommen? Wo bin ich? Doch vor allem stand die Frage: Wer bin ich?
Der Tyr seufzte und begann, die Geschichte meines Landes zu erzählen.
Mariposnien ist vermutlich ein deutlich friedlicheres Land als das, aus dem du kommst. In unser Geschichte gab es keine Kriege und viele Bürger verstehen sich super. Die Bevölkerung besteht seit Jahrtausenden schon aus vielen verschiedenen Völkern wie Feen und Elben, aber natürlich auch den Menschen und uns, den Tyren. Wir sind eines der ältesten Völker aber auch eines der seltensten. Die meisten meiner Verwandten leben in Bäumen, was ihnen leider eines Tages zum Verhängnis wurde. Vor etwa 500 Jahren, kurz nachdem mich die damalige Prinzessin in ihr Schloss holte, brach ein großer Waldbrand aus, den nur wenige überlebten. Noch immer ist die Ursache unklar, aber es wird gemunkelt, dass die Schwester der Prinzessin das Feuer gelegt hat aus Rache, dass sie nicht den Thron besteigen durfte. Du musst wissen, dass damals die Prinzessin noch hier geboren wurden.
Sonst ist in den letzten Jahren wenig passiert. Die Völker leben bunt gemischt: Elben neben Menschen, im Garten die kleinen Blumenfeen.
Wir leben alle in Frieden.
„Und warum sollte ich nun eine Rede halten?“, fragte ich. „Vor vielen Jahren ist unsere Prinzessin plötzlich verschwunden, keiner weiß warum. Es wird vermutet, dass sie für immer in ihre Welt zurückgekehrt ist. Normalerweise bleibt in der Welt, in der die Prinzessin gerade nicht ist, die Zeit stehen. Als die Zeit aber ohne sie weiterlief, war uns nach einiger Zeit klar, dass die Prinzessin nicht wiederkommen würde. Du bist die Einzige, die seitdem die „Rutsche“; wie du es nanntest, benutzt hat. Du musst unsere neue Prinzessin sein!“
Ich hatte noch eine weitere Frage: „Wie komme ich wieder zurück?“ „Das ist ganz einfach“, antwortete der Tyr. „Du musst nur durch eine Tür gehen. Allerdings muss jede Prinzessin ihre Tür erst finden. Sie befindet sich im Labyrinth der Türen im Keller des Schlosses. Die letzte Tür habe ich mit der Prinzessin gefunden, aber das ist schon lange her. Ach, die alte Prinzessin! Ganze 1243 Jahre, zehn Monate und drei Tage war sie unsere Herrscherin. Du musst wissen: hier alterst du nicht! Nur in deiner alten Heimat wirst du älter. Dies kann ein großes Problem sein wenn du lange zu Hause bist. Deshalb solltest du dich bald für ein Leben entscheiden oder du wechselst oft. Es kann daher sein, dass, wenn sie sich alle für ihre Heimat entscheiden, in einem Jahr ganz viele neue Prinzessinnen kommen, dann aber Jahre niemand. Zurück zur Tür: Wenn du sie einmal gefunden hast erscheint sie immer am Anfang des Kellers, allerdings nur wenn du ein Amulett um den Hals trägst. Hier liegt das Problem: die alte Prinzessin hat das Amulett mitgenommen anstatt hier zu lassen. Wenn eine Prinzessin uns verlassen will, muss sie das Amulett auf dem Weg nach Hause abnehmen und fallen lassen. Dann gibt es für sie aber kein Zurück mehr.
Als die Königspolizei nach der Prinzessin gucken wollte, das sind sozusagen deine Bodyguards, fand sie allerdings statt der Tür, die sie auch benutzen mit einem Ring, das Labyrinth vor. Normalerweise taucht dann ein Podest mit dem Amulett auf. Alle waren natürlich sehr verwirrt und begannen, die Prinzessin zu suchen um zu versuchen, die Tür wieder zu aktivieren. Die Prinzessin war aber unauffindbar. Spätestens nach der Suche war allen klar, dass die Prinzessin komplett in ihrem Land leben wollte. Allerdings war niemandem klar, wieso das Labyrinth erschienen war obwohl die Prinzessin jederzeit wiederkehren könnte. Sie tat es nicht, Jahrelang warteten wir. Verstehen tun wir die Geschehnisse immernoch nicht, wir wissen aber, dass du bevor du die Tür findest, erstmal die Prinzessin finden musst. Dazu musst du den anderen Weg benutzen, die Rückwärtsrutsche. Diese ist nur für den Notfall, jede Prinzessin kann sie nur alle 10 Jahre benutzen und ohne das Amulett kann sie nicht zurückkehren. Auch die Königspolizei kann sie benutzen, sie erkennt gegangene Prinzessinnen aber nicht wieder. Du siehst also, dass es deine Aufgabe ist, die Prinzessin wiederzufinden. Das kleine Problem an der Rückwärtsrutsche ist leider, dass es für niemanden sehr angenehm ist, sie zu benutzen. Doch es ist der einzige Weg für dich, von hier wegzukommen. „Wo ist diese Rutsche?“, fragte ich. „Sie ist dort, wo du hergekommen bist, hinter meiner Tür dort. Das ist einer der Gründe, warum ich in ihr lebe. Ehrlich gesagt war sie die einzige Tür, in die ich hineinpasste.
Also, du hälst nun deine Rede und dann machen wir uns auf den Weg um das Amulett zu suchen. Ich werde mich für die Suche in einen Hund verwandeln müssen, auch wenn ich es hasse, leider würden die Menschen verrückt werden wenn sie mich so sehen.“ Der Tyr seufzte. „ Muss ich die Rede halten? Es kann doch sein, dass ich gar nicht wiederkomme. Ich meine, falls ich das Amulett nicht finde!“ „Das Volk sollte schon wissen, dass wieder eine neue Prinzessin erschienen ist. Andererseits hast du schon Recht. Die Suche kann sehr lange dauern und das Volk würde nur verwirrt sein, falls du danach deutlich älter bist. Du hast mich überzeugt, die Rede auf unsere Rückkehr zu verschieben. Dann sollten wir uns aber schnell auf den Weg machen, gleich morgen früh fahren wir los, wir wollen unsere Bürger ja nicht zu lange warten lassen. Vorher sollten wir uns aber noch ausruhen, der Tag morgen wird anstrengend werden.“
Am nächsten Morgen begannen wir gleich, unsere Sachen zu packen. Der Tyr hatte seine Sachen schnell zusammen, ich aber stand vor dem großen Kleiderschrank und begann, zu verzweifeln: Welche Sachen sollte ich mitnehmen? Plötzlich zuckte ich zusammen. Tyra stand hinter mir und räusperte sich. „Du brauchst keine Kleidung!“ Ich schaute ihn verwirrt an. „Wir kehren in deine Welt zurück, dort hast du alles was du brauchst. Alles, bis auf eines!“ Mit diesen Worten drückte mir Tyra ein kleines Fläschchen in die Hand. „Diesen Saft musst du jeden Abend nehmen bevor du schlafen gehst. Trink ihn am besten mit einem Glas Wasser. Es ist wichtig, sonst verblasst die Erinnerung an Mariposnien langsam. Dich erinnern ohne den Saft kannst du nur, wenn das Amulett am richtigen Ort ist. Ich währenddessen muss einen Saft nehmen, damit ich zurückkehren kann. „ Der Tyr überreichte mir eine Kette. „Wenn du diese Kette fest in der Hand hälst können wir mit ihr kommunizieren indem wir lautlos reden. Benutze diese Möglichkeit aber bitte nur im Notfall!“
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.01.2010, 13:50 von la azula. )
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Kapitel 2
Kurze Zeit später öffneten Tyra und ich die Tür zur Rückwärtsrutsche. Ihr Anblick lies mir den Atem stocken: Sie schillerte in allen Blautönen und sah aus wie eine große Wasserrrutsche. „Und da sollen wir rein?“ Ich hatte leichte Bedenken. Tyra seufzte. „Wir müssen … „ Beherzt machte er einen Schritt auf die Rutsche zu und verschwand schließlich komplett in ihr. Noch bevor ich ihm folgen konnte, wurde ich von einem Sog erfasst, der mich ebenfalls in die Rutsche beförderte. Als ich nach dem Bruchteil einer Sekunde in meinem Badezimmer landete, fühlte ich mich total erledigt. Allerdings wusste ich, dass es nun früh am Morgen war und ich mich auf den Weg zur Schule machen müsste. Plötzlich fiel mir auch dass Tyra nirgends zu sehen war. Panisch kämmte ich schnell meine Haare zu Ende und raste dann in mein Zimmer. Dort fand ich einen Brief mit einem Schmetterlingssiegel, dessen Inhalt mich schnell beruhigte.
Sehr geehrte Raissa,
so nennt man dich hier oder? Ich musste mich leider in eine Fliege verwandeln, da ich sonst viel zu auffällig wäre. Ich muss sagen, das Leben als Fliege ist viel angenehmer als das eines Hundes, mal sehen wie lange ich noch eine bleibe. Leider kann ich nicht bei dir bleiben so lange du zu Hause bist, das wäre zu gefährlich. Ich lebe bei einem der wenigen Menschen, die von Mariposnien zu euch gezogen sind. Vielleicht kennst du ihn, es ist er Ludvico, du bist mit seinem Sohn Juan in einer Schulklasse. Dort kann ich als Tyr bleiben, allerdings bin ich dort meistens eine Schildkröte, so können sie auch während dieser Zeit Besuch empfangen. Sehen werden wir uns erst später wieder, zumindest für heute musst du noch zur Schule gehen. Am besten wäre es, du begleitest Juan nach der Schule nach Hause, dann könnten wir miteinander reden. Deine Mutter wird das Haus schon verlassen haben, leg ihr einen Zettel hin. Sie wird es verstehen. Aber nun musst du dich auf den Weg machen. Versteck diesen Brief und geh schnell zur Schule, sonst kommst du zu spät und fällst auf.
Dein treuer Freund
Tyranitar
Juan. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nachdem ich meiner Mutter den Zettel hingelegt hatte, mit noch kurz Frühstück gemacht hatte und losgefahren war, begann ich, über ihn nachzudenken.
Eigentlich mochte ihn keiner. Er saß die ganze Zeit in irgendeiner Ecke und las seine Mangas, jeden Tag ein neuer. Seit kurzem verschlang er, nach den Deutschen und Englischen, auch noch französische Mangas, es gab wohl keine Anderen mehr, die er noch nicht kannte.
Keiner mochte ihn – außer mir. Irgendwie, so dachte ich, hatte er etwas Magisches an sich. Sein Blick beim Lesen faszinierte mich, besonders der, den er hatte, wenn er zwischendurch hochschaute. Er wirkte dann verträumt und verletzlich, auch wenn er das nicht war, und man wollte ihn am Liebsten in den Arm nehmen um ihn zu beschützen. Ich wiederstand dem Drang, vor allem da ich täglich erlebte wie er andere gnadenlos verprügelte wenn sie ihn ärgerten. Das zerstörte das Bild des kleinen, verletzlichen Jungens. Klein war er auch nicht wirklich, im Gegenteil. Wenn er einen von oben mit seinem „Horrorblick“ anschaute war es berechtigt, Angst zu bekommen. Und trotzdem mochte ich ihn, auch wenn ich noch nie mit ihm richtig geredet hatte. Er war schweigsam und ich zu schüchtern um ihn anzusprechen. Überhaupt redete er nicht viel, was vor allem unsere Französischlehrerin in den Wahnsinn trieb. Und zu diesem Jungen sollte ich nun gehen. Ich, die schüchterne Brillenschlange, die jedes Mal, wenn er sie anschaute, knallrot anlief. Ich wusste nicht warum, ich wusste nur, dass es wo war. Wir waren grundverschieden. Er war der große Starke Kämpfer mit den Mangas und ich die kleine schüchterne Pianistin, die es liebte, französisch zu sprechen. Und wir sollten nun Zeit miteinander verbringen. Ich wusste nicht, wie das gehen sollte. Aber wer wusste schon, was passieren sollte?
Inzwischen war ich in der Schule angekommen und hatte meinen Platz neben dem meiner Freundin Viki eingenommen. Wie schon erwähnt war ich eigentlich ziemlich schüchtern, doch ihr konnt ich alles erzählen und in ihrer Gegenwart redete ich wie ein Wasserfall. Die Lehrer mochten das nicht so gerne, aber da wir uns gegenseitig halfen und so meistens die richtigen Antworten fanden wussten akzeptierten sie es mittlerweile. Ich schaute mich in der Klasse um und war verwundert, nur wenige dort vorzufinden. Es verwirrte mich nicht, dass Viki nicht da war, sie liebte es zu spät zu kommen, meistens kamen die Lehrer aber auch nicht viel pünktlicher, so auch heute. Was mich aber beunruhigte war die Tatsache, dass Juan nicht da war. Meistens war er schon eine halbe Stunde vor Schulbeginn hier, um – was sonst – seine heiß geliebten Mangas zu lesen. Ich zuckte zusammen, als sich die Tür mit einem leisen Quietschen öffnete und sich ein dunkelbrauner Wuschelkopf langsam durch die Öffnung schob. Als der Junge feststellte, dass die Lehrerin noch nicht da war und zu seinem Platz ging stellte ich beruhigt fest, dass es Juan war. Natürlich lief ich wieder knallrot an und auch mein Herz fing unerwartet an, schneller zu schlagen. Ich schob es auf die Tatsache, dass nun klar war, dass ich ihn ansprechen musste.
Schließlich war er es, der mich ansprach. Die große Pause hatte gerade begonnen und ich saß mal wieder im Schatten der großen Eiche, machte meine Mathe-Hausaufgaben und hörte Musik. „Du kommst heute zu uns, oder?“, fragte er, leicht errötet. Ich lief ebenfalls rot an und nickte vorsichtig. Er lächelte. „Ich freue mich, dass du zu uns kommst. Weißt du, es ist interessant, jemanden zu treffen, der auch schon in Mariposnien war.“ Ich gestand ihm, dass ich eigentlich nur das Innere des Schlosses gesehen hatte. Erschrocken begann er sofort, mir vom Rest des Landes zu erzählen. Nach nicht allzu langer Zeit wurde er allerdings vom Pausenklingeln unterbrochen und wir gingen gemeinsam in die Klasse. Viele Klassenkameraden guckten uns regelrecht entsetzt an. Es kam selten vor, dass Juan viel redete, eigentlich nie, und dann hatte er dabei nicht diesen Ausdruck der Begeisterung in den Augen. Vor allem verstanden sie aber nichts, da Juan Mariposnerisch mit mir redete um sie nicht noch mehr zu verwirren, als er es so schon tat indem er mit mir redete. Da Juan eine Reihe vor mir saß konnten wir glücklicherweise weiterreden bis unsere Französischlehrerin kam, denn wir hatten eine Vertretungsstunde. Von daher war es nicht so schlimm, dass ich die Mathehausaufgaben nicht gemacht hatte.
Nach der Vertretungsstunde hatten wir eine weitere, in der der Vertretungslehrer allerdings nicht kam und die Klassensprecher daran scheiterten, ihn zu finden. So konnten Juan und ich uns in Ruhe an meinen Lieblingsplatz unter der Eiche setzen und uns weiter unterhalten. Wir verbrachten die ganze Stunde und auch die darauf folgende Pause damit, über Mariposnien zu reden. Zum Glück hatten wir unsere Sachen mitgenommen und konnten so direkt zur Turnhalle gehen. Auch im Sportunterricht unterhielten wir uns so weit es ging. Ich hatte es inzwischen geschafft, nicht mehr rot zu werden in seiner Gegenwart. Allerdings bildete ich mir immernoch ein, dass mein Herz schneller schlug, je näher ich ihm kam.
Ich freute mich, als die Sportstunde zu Ende war und wir endlich zu Juan gehen konnten. Ausnahmsweise zog ich mich schnell um und war so von der Anstrengung noch knallrot und hatte einen übertrieben hohen Puls als Juan aus der Umkleide kam. Gemeinsam gingen wir richtung Fahrradständer. Natürlich war sein Fahrrad viel schicker als meins, kein Wunder, ich hatte das Rad von meiner Großmutter geerbt. Ich liebte es, aber es sah nun mal alt und klapprig aus. Natürlich fuhr Juan auch ohne Helm. Ich widerstand dem Drang, dies auch zu tun und setzte Meinen auf. Als wir schließlich bereit waren bat ich Juan vorzufahren und wir machten uns auf den Weg. Irgendwie war der Kontakt zwischen uns abgebrochen und wir schwiegen beide. Und trotzdem war da ein gewisses Band zwischen uns: unsere zweite Heimat Mariposnien. Ich vermutete, dass er genau daran dachte, denn seine Augen hatten das selbe Funkeln wie vorhin. Und ich dachte über ihn nach. Ich wusste nicht, wie sehr ich ihn mochte, ich wusste nur, dass er wichtig für mich geworden war. Aber ob er nur ein Freund war oder ob ich mehr für ihn empfand konnte ich nicht sagen.
Der Weg zu Juan kam war kurz, aber er kam mir ewig vor. Juan blieb schweigsam und sagte kein Wort mehr bis wir die Wohnung betraten. Dafür viel dort die Begrüßung deutlich herzlicher aus. Kaum hatte ich die Wohnung betreten, begann Tyra an mir hochzuspringen, er war diesmal ein Hund. Sir Ludvico begann mit einem vornehmen Handkuss, umarmte mich aber schließlich herzlich und führte mich in die riesige Wohnküche. Fasziniert schaute ich mich um. Irgendwie war dort alles groß: Der Fernseher, die Sofas, das Schildkrötenterrarium … Erstaunt stellte ich fest, dass Juan verschwunden war. Auf meine Frage hin schlug mir sein Vater vor, in seinem Zimmer zu gucken. Es befand sich direkt gegenüber des Gäste-WCs, was ich erstmal ausnutzte, bevor ich vorsichtig n die Tür klopfte. Ich wartete lange, doch es folgte keine Reaktion. Schließlich öffnete ich die Tür langsam. Juan saß da auf seinem Schreibtischstuhl und bewegte sich nicht, er starrte einfach geradeaus. Ich beschloss ihm Zeit zu lassen und setzte mich vor ihm auf den Boden und wartete. Nach einer ganzen Weile setzte er sich dann neben mich und nur einen Moment später hatte er meine Hand genommen und begonnen, mit Brüchiger Stimme zu erzählen:
„Weißt du, es ist gar nicht lange her, dass wir aus Mariposnien gekommen sind, nur 2 Jahre. Seitdem müssen wir immer ein bestimmtes Amulett tragen. Eine Minute reicht, und wir vergessen Mariposnien sofort. Es ist schwer, dieses Amulett zu verstecken. Aber ich brauche Mariposnien, besonders wegen den Menschen, die dort leben. Meine Mutter ist dort geblieben, weil sie meiner kleinen Schwester den Weltenwechsel nicht antun wollte. Ich vermisse sie sehr. Irgendwie bist du den beiden sehr ähnlich.“ Er seufzte und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Ich lehnte meinen Kopf an seinen und so blieben wir eine ganze Weile sitzen, jeder in Gedanken versunken, aber lächelnd.
Wir zuckten beide zusammen, als sich die Tür quietschend öffnete und rutschten automatisch auseinander. Es war Herr Ludvico, der uns zum Essen holen wollte. Gut gelaunt hüpfte ich in Richtung Küche und Juan trottete hinterher.
Ich wusste nicht wer mehr gegessen hatte, Juan, Tyra oder ich. Tyra gab sich erst zufrieden, als er das gesamte Hundefutter im Haus gefressen hatte und Juan und ich hatten jeder mindestens drei Teller Spaghetti Cabonara verschlungen. Anschließend wurde es dann ernst: Wir mussten die Suche organisieren. Tyra hatte zum Glück schon alles vorbereitet. Juan und ich sollten bei einem Privatlehrer Unterricht haben, das war die offizielle Version mit der wir die Schule verließen. Meine Mutter glaubte, dass ich ausgezogen sei zu Juan und, dass wir gemeinsam eine Weltreise machen wollten. So verrückt wie sie war, schluckte sie es sofort. Juan's Vater war Fotograph, er würde unterwegs arbeiten.Wir sollten also zu viert losreisen um das Amulett zu finden. Doch wo sollten wir suchen? Tyra holte einen kleinen goldenen Globus aus seiner Tasche. Er bat mich, ihm schwung zu geben, die Augen zu schließen und auf ein Land zu tippen. Ich tat was er sagte und landetete bei Österreich. Tyra nickte überzeugt und sagte: „Auf nach Österreich!“ Ich guckte ihn verwirrt an. „Du als Prinzessin spürst das Amulett. Es ist kein Zufall, wo du auf den Kompass tippst. Versuch es nochmal, du wirst wieder auf Österreich tippen. Gleich darauf müssen wir packen!“ Ich hörte auf ihn und tippte wieder. Zu seinem großen Erstauen tippte ich auf Deutschland. Tyra beharrte jedoch auf Österreich. „Wir sind bereits in Österreich, wie du weißt wurden wir gestern von ihnen eingenommen, Dallas liegt also in Österreich.“, merkte Juan an. „Wir fahren nach Wien!“, sagte Tyra leicht genervt. „Morgen sind wir da, mal sehen ob Sunny uns noch wiedererkennt ...“
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.10.2009, 21:19 von la azula. )
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Kapitel 3
Die Tickets waren schnell gebucht, letzten Endes landeten wir nach einem ewigen Flug aber doch erst am übernächsten Morgen in Wien. Sunny zu finden war allerdings nicht so einfach. Als wir endlich vor ihrem Haus standen mussten wir feststellen, dass Sunny gerade gar nicht da war. Statt ihr fanden wir nur einen Stadtplan, auf dem eine Adresse mit einem kleinen goldenen Schmetterling markiert war. „Schmetterlingskamp 13a“, las Tyra die Randbemerkung. Ich dachte laut: „Vielleicht ist dort ein schönes Hotel.“ „Oder sogar Sunny, auf jeden Fall sollten wir dort hingehen.“, bemerkte Juan. „5km Fußweg“, seufzte Tyra laut. Aber er folgte uns dann doch murrend auf die Straße und ging schließlich vorran. Nach etwas mehr als 1 ½ Stunden und mehreren Malen falsch gehen standen wir vor einem hübschen kleinen Haus mit einem leicht verwilderten Garten. Entschlossen ging Juan zum Haus und drückte auf das Klingelschild mit der Aufschrift „Kreuz“, doch nichts passierte und nach 10 Minuten auf die Tür starren kam er frustriert wieder. „Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte ich, müde und hungrig. „Ich fürchte, wir werden hier bleiben“, antwortete Herr Ludvico mit ernster Miene. „Es wird schon seinen Grund haben, dass wir hier sind.“ Also setzten wir uns auf den Asphalt. Und warteten. Nach etwa zwei Stunden kam eine dunkelhaarige kleinere Frau mit einem ziemlich verwirrten Blick auf einem Moped an, deren Bauch verriet, dass sie ein Baby bekommen würde. Juan starrte anstatt auf den runden Bauch allerdings auf ihre Brüste, was ihm sowohl von ihr als auch von mir einen ziemlich empörten Blick einbrachte. „Was macht ihr hier vor unserem Haus?“, fragte sie geschockt. Nach mehreren Versuchen der Erklärung und der Erwähnung von Sunnys Namen bat sie uns schließlich ins Haus und kochte erstmal einen Tee. „Wie lange wollt ihr denn hier bleiben?“, fragte sie, während sie Tyra eine Schale Wasser hinstellte. „Ein Paar Tage … vielleicht eine Woche ...“, gestand ich leise. Liliana, so hatte sie sich vorgestellt, zuckte mit den Schultern und führte uns zum Dachboden, der voll mit Heu war. „Ihr müsst dann wohl hier schlafen.“, sagte sie grinsend. Tyra schien das sofort zu akzeptieren, er war schon im Heu verschwunden. Ich ließ mich fallen, besser als nichts, außerdem war es gar nicht so unbequem. Ich hätte sofort einschlafen können, hätte ich nicht so einen Hunger gehabt. So griff ich dankbar zu Juans Hand, als alle wieder nach unten gingen, und ließ mir von ihm Hochhelfen.
Das Abendessen war köstlich. Liliana machte Eierkuchen und wir aßen alle so viel, dass wir fast platzten. Nur Tyra aß nicht wirklich viel. Er schien Heimweh zu haben, konnte es aber nicht sagen, da er als Hund Lilly, wie wir sie nannten, nur erschreckt hätte. Als wir dann direkt nach dem Essen im Heu lagen konnte er sich aber zurückverwandeln zu seiner großen Freude. Unter seiner Aufsicht schluckte ich die Tropfen, um die Erinnerung nicht zu verlieren. Danach unterhielten wir uns noch etwas auf mariposnerisch über die folgende Zeit. Wir beschlossen, noch etwas zu bleiben um Steve noch kennenzulernen.
Als Juan mich am nächsten Morgen sanft wachrüttelte, vernahm ich sofort den starken Geruch von Kaffee. Zuerst wollte ich nicht aufstehen, als Juan aber anfing, mich zu kitzeln, war ich entgültig wach. Gut gelaunt tobten wir noch etwas durchs Heu, bis irgendwann Juans Vater kam und uns ermahnte, dass der Kakao kalt würde. Ehe er sich versah, waren Juan und ich an ihm vorbeigehuscht, die Treppe runter gerannt und hatten unseren Platz am Frühstückstisch eingenommen. Als er unten ankam, waren wir bereits dabei, uns ein Brötchen zu schmieren. Wenig später kam Steven in die Küche. Wir waren gestern früh ins Bett gegangen, so dass es kein Wunder war, dass sein Tennismatch erst vorbei war, als wir schon schliefen. Ich verstand, wieso Liliana ihn so mochte. Er setzte sich zu uns an den Tisch und begann ebenfalls zu essen. Ich schaute auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass es erst 6:00 Uhr war. Erstaunlicherweise war ich trotzdem putzmunter. Ich biss in mein zweites Brötchen und starrte auf meinen Teller. Lächelnd zeichnete ich einen Smiley in den Krümelhaufen. Ich wusste nicht, wie mein Leben weitergehen würde, ich wusste nur, dass es schön werden würde. Tyra, Herr Ludvico, sie waren mir schon jetzt ans Herz gewachsen, auch Lilly, besonders aber Juan. Er war längst mehr als nur ein Freund, das war mir inzwischen klar. Nicht nur mir, auch dem Rest unser kleinen Gruppe. Tyra hatte uns gleich damit aufgezogen, als wir im Flugzeug eng aneinander gekuschelt gesessen hatten. Wir hatten das ignoriert.
Der Flug war mir in guten Erinnerungen, auch wenn ich die meiste Zeit mit schlafen verbracht hatte. Den Rest der Zeit hatte ich mit Juan geredet. Unser Thema war dieses Mal die Vergangenheit gewesen. Ich hatte von meiner Grundschulzeit berichtet, dem ersten Schultag, dem ersten Mal Klavierunterricht. Und Juan hatte von seinem vorherigen Leben in Mariposnien erzählt, wie er mühsam deutsch in der Schule gelernt hatte. Unser Liebesleben hatten wir aber beide verschwiegen. Wie auch, bei mir gab es wenig zu erzählen, ein paar Schwärmerein, aber nichts Erwähnenswertes. Bis Juan kam. Er war sozusagen mein erster „Erfolg“, auch wenn mir selbst nicht ganz klar war, wie erfolgreich ich war. Wir benahmen uns zwar so, als ob wir zusammen waren, gesagt hatten wir es aber nie.
Während ich mein zweites Brötchen aufaß, begann Lilly Brote zu schmieren. Sie wollte uns, wenn ich mich richtig erinnerte, ins Kunstmuseum schicken. Ich stand auf und ging auf Toilette. Beim Blick in den Spiegel fiel mir auf, dass ich noch extrem verpennt aussah. Also ging ich nach oben, holte mein Waschzeug und saubere Klamotten und machte mich soweit fertig, dass ich das Haus verlassen konnte. Als ich damit fertig war waren Juan und sein Vater schon dabei, sich die Schuhe anzuziehen. Ansich logisch, wäre da nicht der Haufen mit unserem Gepäck gewesen. „Wir fahren nach Hamburg.“, sagte Juan. Meinem Gesichtsausdruck zur Folge schlussfolgerte er, dass ich nichts verstanden hatte. Er erklärte mir, dass Tyra eine Vision gehabt hätte. Er hatte eine Kirche, die er mithilfe von Google Maps als den Michel identifiziert hatte, und ein großes gelbes Haus mit einer U-Bahn davor, dass laut dem Schild „Brakula“ hieß, gesehen. Also würden wir nach Hamburg fahren. Zufälligerweise hatten Lilly und Steven dort eine Wohnung gekauft, in die sie bald einziehen wollten. Sie würden uns dort hinbringen, eine Nacht bleiben und dann zurück nach Wien fahren. Seufzend zog ich mir meine Schuhe ab, griff nach meinem Koffer und stellte ihn nach draußen. Anschließend half ich Lilly, ihre Sachen herunterzubringen und packte alles in das Auto. Es war kleiner aber wir würden uns damit begnügen müssen. Zum Glück hatten Lilly und Steve sich gerade wegen dem bald kommenden Familienzuwachs dieses Gefährt zugelegt, davor hatten ihnen ihre Mopeds gereicht. Wir setzten uns ins Auto und fuhren in Richtung Hauptbahnhof. Steve saß am Steuer, Lilly neben ihm auf dem Beifahrersitz und der Rest quetschte sich hinten hin, Juan in der Mitte und Tyra flog um uns rum. Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir dann an, kauften uns noch etwas Proviant und eine Zeitung, und dann mussten wir schon den Zug nehmen. Im Zug begann dann unser erster Unterricht. Es würde auch unser Letzter sein, denn Tyra hatte uns am Marie-Curie-Gymnasium angemeldet. Wir würden für längere Zeit in Hamburg bleiben, selbst wenn wir dort das Amulett nicht finden würden. Ehrlich gesagt war ich darüber mehr oder weniger froh. Es würde mir guttun, wieder einen geregelten Tagesablauf zu bekommen und regelmäßig zu lernen. Schließlich standen bald die mittlere Reife-Prüfungen bevor und ich wollte darin gute Noten erzielen. Besonders in Französisch wollte ich gut abschneiden, da ich, wenn ich diese Arbeit verhauen würde, ein Studium in Frankreich wohl vergessen konnte. Nun musste ich mich aber auf Mathe konzentrieren. Zum Glück fielen mir Terme und Gleichungen nicht schwer, sodass ich die Aufgaben schnell gelöst hatte. Auch die Physikaufgaben, die Tyra passender Weise gleich darauf machen wollte, waren nicht schwer und so konnte ich mich schnell wieder meinem Buch widmen. Ich hatte mir ein „Tim und Struppi“ auf Französisch besorgt und war erstaunt, wieviel ich davon verstand. Juan kaute noch auf den Französisch-Dialogen herum, die er Tyra vorsprechen sollte. Dieser bemerkte jeden Fehler, da er durch Wissensübertragung die Sprache ebenso gut kannte wie ein Muttersprachler. Ich erlöste ihn, indem ich meinen Comic auf den Tisch klatschte und zu einem Keks griff, der in der Dose auf dem Tisch lag. Tyra zwang uns aber, den Dialog noch einmal durch zu sprechen. Mit meiner Aussprache war er sehr zufrieden, Juans Aussprache fand er zwar immer noch grauenhaft, doch er lies sie nun durchgehen. Wir kamen uns etwas bescheuert dabei vor, von einer Fliege unterrichtet zu werden, da Tyra gerade eine war. Aber so verrückt wie unser Leben war, erschien es uns schon fast normal.
Wir mampften glüklich unsere Kekse und diskutieren mit Lilly und Steve über die Namen der Babys. Lilly erwartete Zwillinge. Auch wenn wir nicht wussten, ob es Mädchen oder Jungen werden würden, hatten wir alle schon Vorstellungen von Namen. Marie und Mario war nur einer von dutzenden Vorschlägen für den Fall, dass es zweieiige Zwillinge werden würden, Anton und Antonia ein Weiteres.
Nach einem Aufenthalt in Köln wo wir den Dom besichtigten und bestiegen kamen wir dann am späten Abend in Hamburg an. Am Ziel waren wir aber noch nicht, denn wir mussten ja noch die Wohnung finden.Diese befand sich in der Markusstraße 25, einem hübschen Reihenhaus am Ende der Straße. Dort kamen wir auch nach 5 minütiger Bahnfahrt und kurzem Fußweg tatsächlich problemlos an. Länger dauerte es allerdings, die Taschen und alles in den 3. Stock zu bringen. Eingerichtet war noch alles vom Vormieter. Wir klatschten unsere Sachen ins Wohnzimmer und halfen Lilly, ihr Zeug ins Schlafzimmer zu bringen. Das Dritte der 4-Zimmer-Wohnung war als Kinderzimmer gedacht, das vierte Zimmer war das Arbeitszimmer, in dem Juans Vater auf dem Sofa schlafen würde. Schlafen, das taten wir schnell, nachdem wir den Rest unseres Proviantes aufgegessen hatten. Juan machte sich gar nicht erst die Mühe sich umzuziehen, er schlief in Klamotten.
Den nächsten Tag verbrachten wir damit, Fahrräder zu organisieren, Schulzeug zu besorgen, den Kühlschrank aufzufüllen, mit dem Vermieter u.a. über unseren Hund zu diskutieren und uns die Stadt anzuschauen. Wir hatten uns eine Gruppenkarte gekauft, fuhren durch den Hafen, besichtigten den Michel und gingen im Stadtpark spazieren. Am Abend brachten wir Lilly und Steve dann zum Nachtzug, den sie knapp noch bekamen.
Am nächsten Tag war es dann schon soweit. Ich betrat das Schulgebäude mit gemischten Gefühlen, aber das war normal, dachte ich. Bevor wir zu unserer Klasse konnten, mussten wir noch zum Schulleiter. Herr Schmal war ein kräftig gebauter alter Mann, der mir auf Anhieb sympatisch war. Man sah ihm förmlich an, dass er ein Familienmensch war. Später erfuhr ich, dass ich mit seinem Enkel in einer Klasse war. Wir klärten Wahlpflichtfächer, den Stundenplan, wo welche Räume waren, das Übliche halt. Dann war es zehn vor Acht und wir mussten zum Unterricht. Juan und ich waren schon fast beim Physikraum, als uns plötzlich ein Mädchen von hinten antippte und begann, uns vollzureden. Sie hatte uns gleich als die beiden Neuen identifiziert - „Juan und Ra … ra … Ramona?“ - und erzählte uns Einiges über die Lehrer, angefangen bei der Mathelehrerin, die immmer total gerade vorne hinter dem Pult saß, wenn sie nicht gerade die gesamte Tafel vollschrieb, über den netten Geolehrer, der oft von seinem Leben erzählte und Hausaufgaben aufgab, wie zum Grand Canyon oder nach Island zu fahren, bis zu der Spanischlehrerin, die mindestens einmal in der Stunde „Ruhe im Karton, es ist zu lustig hier!“ sagte. Inzwischen waren wir beim Physikraum angekommen, das Mädchen, das sich als Marie-Luise vorgestellt hatte, hatte sich auf ihren Platz gesetzt und uns auf zwei leere Stühle an einem Tisch verwiesen. Sie konnte uns gerade noch sagen, dass wir ein hübsches Paar wären, da klingelte die Schulglocke und der Lehrer haute energisch auf den Tisch um die Gespräche zu beenden und klar zu machen, dass der Unterricht begann.
Der Rest des Tages verlief nicht sonderlich spannend, und so wartete ich relativ gelangweilt auf Juan nach dem Orchester. Er hatte Kunst gewählt, logisch, denn er war absolut unmusikalisch. Erst war ich glücklich, als ich ihn sah, doch dann sah ich, dass er Hand in Hand mit Marie-Luise den Weg langging. Ich verkniff mir, ihn zu rufen, und blieb an den Baum gelehnt sitzen. Juan hatte wohl offenbar vergessen, dass wir uns treffen wollten, er hatte nur Augen für das Mädchen, das ich vorher noch für meine zukünftige beste Freundin gehalten hatte. Ich redete mir ein, dass er mich vom Musikraum abholen wollte, besser fühlte ich mich dadurch aber auch nicht. Langsam schlenderte ich zum Fahrradständer, immer schön Abstand haltend. Erstaunlicherweise schien er gar nicht mit dem Fahrrad fahren zu wollen, er ging geradewegs auf die S-Bahnstation zu. Mir war es auch egal, ich wollte nur nach Hause.
Ich kam deutlich vor Juan an, eine halbe Stunde. Wir hatten gerade beschlossen, ohne ihn zu essen, da kam er. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd, bis er mein Gesicht sah.“Sorry, hab dich vergessen ...“, murmelte er und verschwand im Wohnzimmer. Warum er zu spät war, erwähnte er nicht. Wir schwiegen uns an. Nach dem Essen verzog er sich ins Arbeitszimmer, ich legte mich im Wohnzimmer auf die Couch und wir machten beide unsere Hausaufgaben. Ich wusste, dass er Probleme mit Französisch hatte, aber er bat mich nicht um Hilfe. Mich wunderte es, da er ja nicht wusste, dass ich ihn gesehen hatte.
Als er sich beim Fernsehen am Abend an mich kuschelte, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Ich ließ es mir einfach gefallen und versuchte, die Erinnerungen an heute Vormittag zu verdrängen. Juan lächelte mich an und ich lächelte zurück.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.12.2009, 22:10 von la azula. )
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Kapitel 4
Der nächste Tag war ein Freitag. Die Sportstunden waren nicht besonders toll, auf Mathe und Französisch freute ich mich aber. Beim Sport brauchte ich etwas länger um mich umzuziehen, unter anderem deshalb, weil die Lehrerin mich noch einmal ansprach. Wir hatten Akrobatik und sie war begeistert von meiner Körperspannung. So kam ich nach Juan aus der Umkleide. Er stand neben Marie-Luise und und die beiden flirteten hingabevoll. Ich ging vorbei, ohne ein Wort zu sagen, ich wollte nur weg.
Unsere nächste Stunde war Französisch. Ich kam später, weil ich noch einmal in die Klasse gegangen war, und so kam ich direkt mit der Lehrerin herein. Marie-Luise stand bei einer Freundin, Juan saß an seinem Platz, und ich beschloss, mich einfach auf den nächstbesten freien Platz zu setzen. Schließlich hinderte mich meine Französischlehrerin daran. Sie hatte sich eine neue Sitzordnung ausgedacht und setzte nun ihren Plan in die Tat um. So landete ich neben Arthur. Arthur war ein eher klein geratener dunkelhaariger Typ, der mir auf Anhieb sympatisch war. Er fragte mich, wieso ich nach Hamburg gekommen war, und ich begann meine komplizierte Erklärung. Das ging gut, weil wir Aufgaben im Arbeitsheft machen sollten. Eigentlich hatten wir vor, die Hausaufgaben zu vergleichen, aber da Juan nicht der Einzige war, der sie nicht gemacht hatte, gab uns unsere Französischlehrerin nochmal auf, einen Text über unsere Heimat zu schreiben. Die Aufgaben, die wir gerade machten, waren auch Hausaufgabe gewesen, Arthur brauchte sie also nur bei mir abzuschreiben. Unsere Lehrerin schien an diesem Tag schlichtweg am Ende zu sein, sue gab uns später nur noch die Aufgabe, sich etwas in der Grammatik durchzulesen und weiter Aufgaben in Partnerarbeit zu machen und saß einfach schweigend am Pult. Uns sollte es recht sein, wir konnten uns so prima weiterunterhalten, aber irgendwie machte ich mir doch leichte Sorgen. Die Zeit verging wie im Fluge, und schon läutete es zur Pause. Ich unterhielt mich noch bis zum nächsten Klingeln mit Arthur, musste mich dann aber beeilen, um noch rechtzeitig zu Philosophie zu kommen. Wider Erwarten machte es mir sogar ziemlich großen Spaß, auch wenn unser Thema nicht so heiter war, der Lehrplan gab den Tod vor. Wir redeten darüber, was ein guter Tod sei, wie man sterben wollte und was der Tod für einen persönlich bedeutete. Auch diese Doppelstunde ging schnell herum, und dann war auch schon unsere letzte Stunde für heute: Mathe. Potenzgesetze war ansich ein leichtes Thema, den Test hatte ich vermutlich aber trotzdem verhauen, da ich noch nicht mal eine Einführung gehabt hatte. Unsere Lehrerin gab Juan und mir nochmal eine Übersicht, dann konnten auch wir losgehen. Juan trödelte noch, also fuhr ich vor. Als ich nach kurzer Zeit nach Hause kam, erklärte ich mich sofort bereit zu kochen. Wenig später tauchte auch Juan auf mit Marie-Luise im Schlepptau. Tyra konnte gerade noch im Bad verschwinden, und Herr Ludvico merkte genervt an, dass wir heute ins Brakula fahren wollten. Juan konnte ihn aber noch überzeugen, dass sie hier essen durfte. Ich war nicht sonderlich begeistert.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2009, 12:34 von la azula. )
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